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Chinesischer Garten

Ein Chinesischer Garten ist nicht nur ein Ort der Schönheit, sondern auch eine lebendige Darstellung der chinesischen Kultur und Philosophie. In einem solchen Garten werden Natur und Kunst zu einer harmonischen Einheit verbunden, die den Betrachter in eine Welt der Ruhe und Kontemplation entführt. Ein Chinesischer Garten lädt dazu ein, die subtile Symbolik, die hinter jeder gestalteten Ecke und jedem Detail steckt, zu entdecken und zu verstehen.

Chinesischer Garten

Chinesischer Garten ©iStockphoto/zhaojiankang

China besitzt eine sehr lange und reiche Tradition in der Landschaftsgestaltung. Die Anfänge der chinesischen Gartenkunst lassen sich bis 3000 v. Chr. zurückverfolgen. Die Jahrtausende alte Gartenkunst ist in China bis heute lebendig und beruht auf einem Konzept, dass sich von den europäischen Gartenanlagen grundlegend abhebt.

Die Chinesen betrachteten den Garten als Teil der Künste. Architektur, Kalligraphie, Bildhauerei, Dramatik, Literatur und vor allem die Malerei standen in enger Verbindung zur Gartenkunst. Gartenkunst und Malerei befruchteten sich in China wechselseitig in vielen Perioden. In Europa dagegen kam es erst im Barockzeitalter zu einer vergleichbaren Entwicklung. In Frankreich beeinflussten Geometrie und Architektur den Barockgarten und in England wurde die Malerei zum Vorbild für den englischen Garten.

Das chinesische Gartenkonzept ist auf die Einheit von Mensch und Natur ausgerichtet. Es beruht auf dem Daoismus (oder Taoismus), einer chinesischen Philosophie und Religion, die China bis heute prägt. Alle Elemente des chinesischen Gartens haben eine Bedeutung, die sich auf den Daoismus zurückführen lässt. Der chinesische Garten will ein Sinnbild für das Universum sein. Er stellt die Harmonie der sieben Dinge dar: Erde, Himmel, Steine, Wasser, Gebäude, Wege, Pflanzen. Der Mensch soll, wenn er den Garten betritt, Teil dieser Harmonie werden.

Die Pflanzen spielen im chinesischen Garten eine eher untergeordnete Rolle, denn die wichtigsten Gestaltungselemente sind Wasser und Steine. Sie symbolisieren das Spiel von Yin und Yang, einen wesentlichen Gedanken des Daoismus. Das Wasser verkörpert das Yin, der Stein verkörpert das Yang. Yin und Yang steht für alle Gegensätze wie zum Beispiel Licht und Schatten, aktiv und passiv, Werden und Vergehen. Nach der daoistischen Weltanschauung ist das Universum vom Wechselspiel aus Yin und Yang beherrscht, die einander nicht feindlich sind, sondern sich ergänzen und den ewigen Wandel hervorbringen.

Auch die Brücken über das Wasser sind Symbole. Entweder haben sie eine Halbkreisform, die sich im Wasser widerspiegelt und so einen Kreis bildet, der das chinesische Symbol für den Himmel ist. Oder die Brücken verlaufen flach in Zickzackform, um den Besucher daran zu erinnern, dass das Leben nach daoistischer Auffassung nicht gerade verläuft.

Ein chinesischer Garten folgt den Prinzipien des Feng Shui. Das bedeutet, die gesamte Anlage des Gartens zielt darauf, ein Gleichgewicht zwischen Yin und Yang herzustellen. Ist das Gleichgewicht erreicht, kann die Lebensenergie Chi frei fließen, was wiederum einen günstigen Einfluss auf die Menschen im Garten ausübt. Nach dem Ideal des Feng Shui begrenzen den Garten im Norden hohe Berge, im Osten sanfte Hügel, die im Süden auslaufen und im Westen verläuft ein Fluss. Wege und Gewässer im Garten weisen keine gerade Linien auf, denn das Chi fließt besser in Wendungen und Krümmungen. Der Ausgleich von Yin und Yang zeigt sich beim chinesischen Garten im richtigen Verhältnis von Berg und Ebene, weitem und begrenztem Blickfeld, einfachen und kunstvollen Bauwerken.

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